How to Ride the Digital Wave

Wie viele andere Unternehmen ist auch E.ON mit einer zunehmenden Nachfrage nach digitalen Lösungen konfrontiert. Zugleich erwartet der Kunde eine immer höhere Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit. Wie kann man diese Welle von digitalen Initiativen bewältigen und dabei die größtmögliche Wirkung erzielen? Auf der solutions.hamburg gewährt Steffen Schairer, Head of Solutions, Business IT Digital bei E.ON, am 12. September spannende Einblicke in die Energiewelt. Zuvor traf er sich bereits mit der mgm-Redaktion.

mgm-Redaktion: Könnten Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vorstellen?

Steffen Schairer: Zunächst vielen Dank für die Gelegenheit, dieses Jahr auf der Solutions in Hamburg zu sprechen.

Zu E.ON muss ich sicher nicht viel sagen. Wir sind einer der führenden Anbieter von Strom und Gas in Europa. Unsere Vision ist es, die Zukunft der Energie zu gestalten. Ein paar Worte zu mir selbst: Mein Name ist Steffen Schairer. Seit inzwischen 15 Jahren bin ich in der IT tätig und beschäftige mich mit Business-relevanten Themenstellungen. Was mich antreibt ist die Leidenschaft für das jeweilige Thema und der aktuelle Trend zur ‚Experience Economy‘ oder auch ‚Erlebnisökonomie‘. In den ersten zehn Jahren meiner Karriere war ich in den USA für ein Softwareunternehmen tätig, das ERP-Lösungen implementiert hat. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Konfiguration von Produkten. Oberstes Ziel war es, maßgeschneiderte Lösungen zu liefern. Seit 2013 bin ich in der Corporate-IT beschäftigt, zunächst im Einzelhandel und zuletzt in der MedTech-Branche. Mein Fokus lag hier in der Entwicklung von Kundenlösungen. Gleichzeitig ging es darum, die agile und digitale Transformation voranzutreiben. Bei E.ON bin ich innerhalb der Digital IT ebenfalls für die Entwicklung digitaler Lösungen verantwortlich.

mgm-Redaktion: Wie werden die neuen Technologien die Energiewelt von morgen verändern? Für den privaten Verbraucher, für Geschäftskunden und für die Energieinfrastruktur?

Steffen Schairer: Ich glaube, dass – wie in vielen anderen Branchen auch – Ökosysteme die treibende Kraft sein werden. Gleichzeitig werden Plattformstrategien eine wichtige Rolle spielen. Mit Ökosystemen meine ich, dass mehrere Industrien zusammenwachsen und ein Ökosystem aufbauen werden. Einzelne Branchen werden nicht die Zukunftstreiber sein. Ein gutes Beispiel ist SmartHome, die Unterhaltungselektronik und all die anderen Dinge, die mehr und mehr zusammenwachsen. Ich bin überzeugt davon, dass es zunehmend wichtig sein wird, Ökosysteme als Ganzes und nicht im Einzelnen zu betrachten.

Der Fokus liegt noch zu stark auf der Technologie. Viel wichtiger ist aber das Kundenerlebnis und der Kundennutzen.

Darüber hinaus liegt der Fokus derzeit noch zu stark auf Technologie. Viel wichtiger ist aber das Kundenerlebnis und der Kundennutzen, die wir bieten. Ich bin fest davon überzeugt, dass nur durch die einzelnen Produkte und Lösungen und den Mehrwert, den wir durch sie schaffen, digitale Lösungen tatsächlich nachhaltig sein werden. Und daraus muss Nutzen für unsere Kunden und letztlich für unsere Shareholder gezogen werden. Zwei Aspekte sind für mich entscheidend: Neue Geschäftsmodelle müssen sowohl Wertschöpfung als auch Wertsteigerung realisieren, und zwar für alle genannten Kundensegmente. Wie bereits erwähnt: Nur so werden das Kundenerlebnis und die Operational Excellence vorangetrieben werden können.

mgm-Redaktion: Wird eines Ihrer Geschäftsfelder (Erneuerbare Energien, Energienetze, Kundenlösungen) durch die digitale Transformation besonders stark verändert? Welches ist am wenigsten betroffen?

Steffen Schairer: Ich denke, dass all unsere Geschäftsbereiche gleichermaßen Chancen aufweisen, vielleicht in unterschiedlichen Dimensionen. Wenn wir den Kunden und die Sicht des Kunden betrachten, werden die Ökosysteme die treibende Kraft sein. Ob B2C-Kunden, B2B-Kunden oder Netzwerke – das SmartHome ist ein gutes Beispiel, denn dort sind alle drei Bereiche betroffen und auch erneuerbare Energien spielen eine große Rolle. Ich bin fest davon überzeugt: Plattformen mit einfachen Prozessen und hoher Benutzerfreundlichkeit werden Schlüssel für den Erfolg von Digitalisierungsprojekten sein.

mgm-Redaktion: Sie haben ein „Digital Delivery Network” aufgebaut. Was ist das Ziel dieser Plattform und wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen?

Steffen Schairer: Grundsätzlich wollen wir mit dem Digital Delivery Network die Chancen, die sich durch die Digitalisierung ergeben, zum Leben erwecken – für unsere Kunden und natürlich für E.ON als Unternehmen und unsere Shareholder. Was für uns zählt, sind Produktdenken und Lean Product Development Ansätze. Vor allem in Verbindung mit Partnermodellen hilft uns dies, mehr Initiativen zu skalieren und zu unterstützen. Bisher haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht und konnten so die meisten der strategischen Initiativen erfolgreich voranbringen.

Eine wichtige Erkenntnis, die wir gewonnen haben, ist, dass wir über die Skalierung durch Partner hinaus auch mit Hilfe von Technologie skalieren müssen. Nur so können wir unsere Arbeit auf die weißen Flecken bzw. die innovativen Themen fokussieren und intensivieren und so mehr USPs im Hinblick auf das Frontend entwickeln.

mgm-Redaktion: Inwieweit werden wiederverwendbare Softwareprodukte in Zukunft die „Greenfield”-Entwicklung ablösen? Gibt es Bereiche, in denen dies nicht möglich ist?

Steffen Schairer: In meiner 15-jährigen Erfahrung habe ich natürlich Software-Produktentwicklungen gesehen, die mittels eines skalierbaren Ansatzes vielen Kunden angeboten wurden – und darüber hinaus auch Lösungen, die auf der grünen Wiese entwickelt wurden. Aber was wir aus dem Digital Delivery Network gelernt haben ist, dass wir auf einer technologischen Ebene skalieren müssen, die mit unserem Ansatz des Lean Product Developments und unserem Produktdenken in Einklang steht. Was in gewisser Weise beide Welten zusammenbringt. Denn wir können einerseits mittels der digitalen Komponenten skalieren und gleichzeitig mittels der Konfiguration der Kundenlösung. Das ermöglicht es uns, uns in Bereiche neuer Technologien wie Artificial Intelligence und Data Science weiterzuentwickeln, um damit einhergehende Innovationen voranzutreiben. Mit anderen Worten: Wir konzentrieren uns mit unserer Energie und unseren Fähigkeiten auf die ‘White Spots’. Auf diese Weise gelingt es uns, deutlich mehr Initiativen und in kürzerer Zeit zu unterstützen als bisher.

mgm-Redaktion: Sie beschreiben den Dreiklang von Menschen, Prozessen und Plattformen für die „digitale Welle”. Können Sie diese Zusammenhänge näher erläutern?

Um die digitale Welle wirklich zu reiten, sind Agilität und Geschwindigkeit gefragt. Deshalb konzentrieren wir uns auf die Menschen und Teams.

Steffen Schairer: Um die digitale Welle wirklich zu reiten, sind Agilität und Geschwindigkeit gefragt. Deshalb konzentrieren wir uns auf die Menschen und Teams. Wir berücksichtigen dabei nicht nur deren Fähigkeiten, sondern auch das entsprechende Mindset, das unerlässlich ist, um solche Projekte und Initiativen voranzutreiben. Neben den Teams setzen wir auf einen sehr schlanken Ansatz, schlanke Prozesse und eine Plattform, die uns unterstützt. Im Zusammenhang mit der Plattform sind natürlich Dinge wie die fortlaufende Lieferfähigkeit wichtig. Aber wie ich bereits erwähnt habe, sind die digitalen Komponenten, die wir im Wesentlichen aus dem Regal ziehen und konfigurieren und verwenden können, das, was wirklich die Grundlagen bildet. Darüber hinaus muss auf allen Ebenen ein fortlaufender Verbesserungsprozess stattfinden. Das gilt sowohl für die Prozesse als auch die Plattform. Die Art und Weise, wie sich Komponenten der Plattform weiterentwickeln, wird uns dazu befähigen, die nächste digitale Welle zu reiten.

mgm-Redaktion: Die Digitalisierung erfordert immer eine Standardisierung. Hindert dies die notwendige Innovationskraft? Oder ist es möglich, sie zu nutzen?

Steffen Schairer: Auch in diesem Zusammenhang nutzen wir den Ansatz des Lean Product Developments und betrachten Standards vielleicht auf eine andere Art und Weise, als wir es normalerweise tun würden. Es geht vielmehr darum, was wiederverwendet und was konfiguriert werden kann, was also im Wesentlichen ein Standard sein kann. Aber wir betrachten es aus einem anderen Blickwinkel. Skalierbarkeit und damit auch APIs und Micro Services spielen eine große Rolle, da wir natürlich die Notwendigkeit einer Individualisierung auf regionaler Ebene sehen, die dann Teil eines Produktes wird. Das Zusammenführen dieser Dinge – ob wir es nun als Standard oder Skalierbarkeit bezeichnen wollen – ist also für das Lean Product Development unerlässlich und leitet uns in diese Richtung.

mgm-Redaktion: Welchen Einfluss hat die digitale Transformation auf Ihre Unternehmenskultur? Welche Veränderungen erwarten Sie für die Zukunft? Was sind die Herausforderungen?

Ich betrachte die Integration von Business und Technologie nicht als Herausforderung, sondern sehe sie wirklich als Chance.

Steffen Schairer: Ich bin, wie gesagt, erst seit relativ kurzer Zeit bei E.ON. Was ich aber erkennen kann, ist, dass Business und Technologie stärker zusammengerückt sind. Und das betrachte ich wirklich als großen Erfolg. Und mit Blick auf die bevorstehende Energieintegration denke ich, dass wir die Dinge noch weiter zusammenbringen werden. Das sind wirklich große Chancen. Ich betrachte sie nicht als Herausforderungen, sondern sehe sie wirklich als Chancen. Sobald sich diese Chancen auftun, werden wir agile Prinzipien anwenden, so dass die Dinge, die man zu diesem Zeitpunkt tatsächlich ergreifen kann, im Mittelpunkt stehen. Und dann, denke ich, werden wir eine glänzende Zukunft vor uns haben.

mgm-Redaktion: Sie halten einen Vortrag auf der Solutions. Was wird die Kernbotschaft für die Besucher sein?

Steffen Schairer: Bei der Digitalisierung geht es nicht um Technologie. Es geht um Menschen und Teams und Produktdenken. Und dies in Verbindung mit schlanken Prozessen und skalierbaren Plattformen sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren.

mgm-Redaktion: Welche Erwartungen haben Sie an die Solutions als Gast?

Steffen Schairer: Ich habe viele, viele positive Dinge über die Solutions gehört. Daher freue ich mich wirklich darauf, Teil der Veranstaltung zu sein. Ich freue mich auf meinen Redebeitrag und auch auf viele inspirierende Präsentationen.

mgm-Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch!